Zu schade für die Tonne
Artikel der OGL im Mitteilungsblatt vom 8.Oktober 2020
Jetzt, Anfang Oktober, hängen die letzten Äpfel und Birnen und Walnüsse noch auf den Bäumen, ein großer Teil, der nicht abgeerntet wurde, liegt aber auf dem Boden und verfault.
Schon im Juli, bei der öffentlichen Sitzung des Gemeinderates, war angeregt worden, die Obstbäume im Besitz der Gemeinde den Einwohnern zum Ernten zur Verfügung zu stellen, wenn niemand sich um ihren Ertrag kümmern will. Die ursprüngliche Idee für diesen Vorschlag stammt aus der Stadt Esslingen, die beim bundesweiten Wettbewerb gegen Nahrungsmittelverschwendung einen Preis für ihre „Aktion gelbes Band“ gewonnen hatte. Inzwischen ist die Aktion im ganzen Bundesgebiet weit verbreitet. Über 50 Gemeinden in Baden-Württemberg machen bereits mit. Die Idee ist, dass Kommunen und auch private Besitzer den Ertrag von Obstbäumen, die nicht abgeerntet werden, freiwillig anderen kostenlos zur Verfügung stellen. Dazu werden die Bäume mit einem „Gelben Band“ gekennzeichnet, das anzeigt: hier (aber nur hier) darf kostenlos geerntet werden, egal ob Kirschen, Äpfel, Nüsse… was eben reif ist.
Ende August kam dann erfreulicherweise in einer Zwischennachricht der Gemeinde eine Auflistung der Obstbäume in ihrem Besitz. Zur Umsetzung des Projekts solle man sich dann an das Umweltamt wenden. Weitere Unterlagen - wie vorformulierte Texte zur Veröffentlichung - wurden von uns mit der Bitte um einen zeitnahen Besprechungstermin zur Verfügung gestellt. Inzwischen setzte sich auch der BUND in einem Beitrag für das Amtsblatt für die Idee ein. Die Reaktion - inzwischen war es Ende September - war dann aber doch zögerlich: man wolle sich erst mal mit dem Landschaftserhaltungsverband (LEV) des Rhein-Neckar-Kreises in Verbindung setzen, um das Vorhaben dann eventuell auf eine „breitere Basis“ stellen zu können. Hauptaufgabe des LEV ist jedoch die Beratung der Landwirte bei der Landschaftspflege, nicht die Bekämpfung der Lebensmittelverschwendung. Der Gegenvorschlag, wir könnten doch schon mal anfangen, bevor alles Obst auf den Wiesen verdirbt, wurde freundlich, aber bestimmt zurückgewiesen. Bleibt zu hoffen, dass es gelingt, eine Lösung zu finden, bevor im nächsten Herbst wertvolles Obst wieder sinnlos verderben muss. Einem guten Beispiel zu folgen, dafür ist es doch nie zu spät. (A. N-H).