Das Radfahren und das Carbon

Zu trivial um wahr zu sein – das dachte sich wohl der Professor Christian Brand an der Oxford-Universität und untersuchte jüngst die Vermutung, dass Radfahren CO2 einspart wissenschaftlich. Und tatsächlich, auch unter Berücksichtigung aller beteiligten Prozesse wie Herstellung, Wartung oder Entsorgung ist das Einsparpotential an CO2 nachweislich überraschend groß.

 

Im Schnitt spart ein Mensch, der für seine Mobilität auf Kurzstrecken bis zu 10 km Länge vom Auto aufs Rad umsteigt ca. 3,2 kg CO2, pro Tag! – Wer nur einmal pro Tag das Auto durch das Rad ersetzt, spart immerhin 67% seiner individuellen CO2-Emissionen ein. Wobei sparen an dieser Stelle eine irreführende Vokabel ist. Schließlich befindet sich das eingesparte Carbon dann nicht irgendwo in einer Spardose, nein, es geht schlicht darum, es erst gar nicht zu emittieren. Die Spardose ist nämlich unsere Atmosphäre, und da hat sich schon so einiges angesammelt. Als wir das letzte Mal 400 ppm CO2 in der Atmosphäre hatten, lag der Meeresspiegel um 60m höher.

 

Nun ist das menschliche Gehirn leider nicht für das Abstrakte gemacht. Viele Rechenkünstler unter uns werden angesichts der Monstrosität des CO2-Problems schlau nachfragen, ob das Radfahren nun der Schlüssel zur Klimarettung sei. Ist er nicht. Aber, wäre unsere Atmosphäre eine Tasse und das CO2 der Kaffee, würden wir beim Eingießen instinktiv stoppen, bevor sie überläuft und die schöne Tischdecke schmutzig wird.

 

„Auch die längste Reise beginnt mit dem ersten Schritt. Genieße ihn!“ , sagte einst ein chinesischer Weiser. Mit dem Klimaschutz verhält es sich nicht anders. Manche werden die Fortsetzung des Zitats, dass man „beim zweiten schon straucheln wird“, kennen. Nun, da hat der Weise offensichtlich nicht kräftig genug in die Pedale getreten.(UD)