„Gemeindeeigentum muss verwertet werden, um Neues zu schaffen.“
Diese Forderung klingt vernünftig. Wir entwickeln ein Gewerbegebiet. Je größer es wird, desto größer ist der Gewinn. Damit können wir die Schuldenlast des Gemeindehaushaltes reduzieren. Das leuchtet jedem ein. Aus dieser Sicht wäre es ziemlich dumm, dort, wie ursprünglich geplant, Land für eine Hundesportanlage zu „verschenken“, deren Errichtung die Allgemeinheit Geld kostet, zumal der Platz dafür an anderer Stelle billiger zu haben ist. — Wenn man so denkt, dann macht es auch Sinn, weitere Baugebiete zu erschließen, besser morgen als übermorgen, denn neue Baugebiete bringen der öffentlichen Kasse Geld. Alle Einzelentscheidungen erscheinen vernünftig. Aber befördert diese Sicht nicht eine Entwicklung, an deren Ende eine Gemeinde entsteht, die wir (fast) alle so nicht haben wollen? Wo werden in Zukunft Werte für die Allgemeinheit geschaffen, wenn immer weniger Eigentum in öffentlicher Hand ist? Können wir sicher sein, dass die unsichtbare Hand des Marktes es richtet? —
Boden ist ein begrenztes Gut, dessen Preis mit der Nachfrage steigt. Kauf oder Miete von Wohnungen und Häusern wird so immer teurer und unerschwinglich für Normalverdiener.
Die meisten Wissenschaftler sind sich einig, dass die kommenden Herausforderungen, ganz besonders der rasante Klimawandel, ganz andere Gewichtungen erfordern. Das Interesse der Gemeinwohls, zum Beispiel der Erhalt von Biotopen und Freiflächen ist weit wichtiger als das schnelle Geld durch Privatisierung. Ein weiteres Beispiel: Unsere Wasserversorgung, und damit auch die Abwasserentsorgung, wird in Zukunft sehr viel mehr Geld kosten. Viel mehr, als die meisten von uns sich das heute vorstellen können. Dass mehr versiegelte Fläche und damit mehr „Schadstoffeintrag“ die Lösung dieses Problems nicht einfacher macht, liegt auf der Hand. Es wird Zeit, alle Verwaltungsvorschläge, Gemeinderatsentscheidungen und Forderungen von Bürger*innen an unserem Leitbild zu messen, das ein Querschnitt der Bevölkerung erarbeitet hat und nicht einzelne Interessengruppen. (RS)