Anderswo Regierungskrise, aber doch nicht bei uns. Sollte man meinen. Aber tatsächlich war mit dem baldigen Weggang des Bürgermeisters zu rechnen, denn Simon Michler hat bereits im Februar erklärt, dass er nicht mehr in Edingen-Neckarhausen kandidieren wolle. Seitdem war er im Grunde eine „Lame Duck“, wie man es in den USA nennt, wenn ein Präsident nur noch auf Abruf regiert. Persönlich hatten wir ihn als umgänglichen Verwaltungschef erlebt, der jedoch unsere Vorstellungen von einer zeitgemäßen, umweltgerechten Gemeindepolitik nicht im notwendigen Umfang teilen und umsetzen wollte. Offensichtlich ist ihm der Gegenwind in der Gemeinde dann unerträglich geworden. So kann man es ihm nicht verübeln, wenn er die Gelegenheit ergreift, in einer Kleinstadt ein Amt als Hauptamtsleiter mit der Chance auf das Bürgermeisteramt zu erhalten. Allerdings ist es für unsere Gemeinde so kurz vor den Sommerferien schon ein kleiner Schock, wenn in zwei Monaten das Bürgermeisteramt vakant wird und anscheinend (Stand 2. August am Morgen) noch niemand bereit ist für eine Kandidatur. Es wird schwierig, rasch eine geeignete Person zu finden.
Die Lage der Gemeinde ist komplex: eine angespannte finanzielle Situation und viele Projekte, die mit Fingerspitzengefühl vorangetrieben werden müssen. Um nur ein paar zu nennen: erste Planungs- und Bauphase in Neckarhausen-Nord, das finanziell fordernde Hilfeleistungszentrum, der Bebauungsplan für das Konversionsgebiet Cooper in Neu-Edingen, die Sanierung der Pestalozzi-Schule, die Neuaufstellung der Jugendarbeit usw. Dazu die historische Aufgabe, die Gemeinde in die Klimaneutralität zu führen. Generell müssen Umwelt-, Naturschutz und nachhaltige Mobilität in der künftigen Politik in unserer Gemeinde Vorrang bekommen. Dazu brauchen wir eine Person, die diese Themen von sich aus kreativ vorantreibt, eine Verwaltung, die personell gut aufgestellt ist und einen Gemeinderat, der endlich die Zeichen der Zeit erkennt. (WH/TH)
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